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Tragischer Tod eines Fotomodels und dessen Folge

 

Awa Fadiga

Awa Fadiga

 

27.04.2014

Awa Fadiga ist tot! Am 25. März machte diese Nachricht unter den Ivorern in der Elfenbeinküste und im Ausland die Runde. Fast alle sprachen davon, und Leute, die sie nicht kannten entdeckten sie dadurch.

Die Wirkung des Todes von Awa Fadigas, ein 23. jähriges Fotomodell, hat die ivorische Regierung so überrascht, dass sie bisher mit den Folgen kämpf. Jeden zweiten Tag kommt eine neue Entscheidung. In diesem Chaos sind manche Entscheidungen den vorherigen entgegengesetzt. Aber bei dieser Regierung, ist das nicht neues.
Awa Fadiga wurde von einem Taxifahrer überfallen und vom fahrenden Auto auf die Fahrbahn geworfen. Sie prallte gegen die harte Straße und wurde dadurch schwer am Kopf verletzt. Da es nicht weit weg von Abidjans größter Gendarmeriekaserne war, wurden diese von Zeugen benachrichtigt. Die Gendarmen wiederum verständigen die Feuerwehr, die Awa fadiga in CHU¹ von Cocody —  eine Universitätsklinik, die eins der größten Krankenhäuser des Landes ist– hinbrachte. Gegen 23 Uhr angekommen wurde sie nicht  beachtet und lag stundenlang blutend auf dem Boden, bevor eine Aushilfe Mitleid mit ihr hatte. Sie wusch die Verletze mit Wasser und Seife und kleidete sie mit einer ihrer eigenen Leggings aber keinem Oberteil.
Währenddessen suchte Awas Familie nach ihr, da sie seit zwei Tagen nicht von ihr gehört hatte. Bis die Familie sie über die Gendarmerie gefunden und den Weg zu ihr in CHU gefunden hatte war es schon 13 Uhr. Zu dieser Zeit, hatte außer der Aushilfe — die aus eigenem Antrieb agiert hatte— sich niemand um Awa Fadiga gekümmert. Sie lag immer noch blutend, ohne medizinische Versorgung und offenbar in Schmerzen auf dem Boden. Keiner hatte sich um sie gekümmert, sei es Pfleger oder Arzt.
Erst als die Familie angetroffen war, wurde sie vom Boden gehoben und in ein Zimmer gebracht. Dann wurde das erste Rezept gerade einmal ca. 20 Euro ausgestellt. Es wurde auch entschieden, dass sie angesichts ihrer Verletzungen  zur Computertomographie gebracht werden sollte. Leider war der Computertomograph des CHU defekt. Die Verletze musste zu einer Privatklinik gefahren werden. Um das zu bewerkstelligen, musste die Familie extra zahlen: Zuerst für den Krankenwagen, der sie transportieren sollte, weil er wahrscheinlich, wie es oft der Fall ist, kein Benzin hatte  und anschließend für die Kosten der Computertomographie in der Privatklinik. Nach der Rückkehr im Krankenhaus wurde ihr zwar ein Bett auf der Intensivstation zugeteilt, mehr wurde dennoch nicht für sie getan bis sie in den frühen Morgenstunden starb.
Nach ihrem Tod stellte Nelly Yavo, der Leiter der Agentur der sie angehörte ein Video auf Facebook, in dem er die Umstände ihres Todes schilderte und das medizinische Personal an den Pranger stellte. Laut Nelly Yavo hätte es sich geweigert Awa Fadiga zu behandeln, da sie kein Geld bei sich hatte, um die Notfallpflege zu bezahlen. Dieses Video, das schnell über Facebook geteilt wurde, rief ein Sturm der Entrüstung hervor. Die Nachricht wurde überall übernommen, auch in den ausländischen Zeitungen. Aus diesem Grund sah sich die Regierung zur Handlung gezwungen. Am 26.03.2014 meldete sich die Gesundheitsministerin Raymonde Goudou Coffie zu Wort. Sie erklärte in ihrem Kommuniqué, dass Awa Fadiga nach ihrer Ankunft bei der Notaufnhame versogt worden war. Man hätte sie an den Tropf gehängt, und sie von einer Aushilfe mit Seifenwasser und Antiseptikum säubern lassen „um ihr ihre Würde zurückzugeben“ [SIC]. Allerdings goss diese Erklärung der Mininistern Öl ins Feuer anstatt die Gemüter zu beruhigen. Andere Videos, teilweise von Fadigas Familienmitgliedern, wurden im Netz gestellt, um dieser Erklärung zu widersprechen. T-Shirts mit dem Bild von Awa Fadiga und der Beschriftung „Von einem Taxifahrer überfallen, der CHU hat sie ermordet“ wurden in Umlauf gebracht. Gleichzeitig wurde eine Petition „damit die Krankenhäuser keine Sterbeanstalt mehr sind“ und eine Facebook Seite mit dem Namen „ Stop nie mehr das“ gestartet. Innerhalb weniger Stunden waren mehreren tausenden „Like“ und Unterschriften gesammelt.
Angesichts dieser Mobilisierung versuchte die Regierung die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Es wurde seitens der Staatsanwaltschaft entschieden die Beerdigung aufzuschieben, um eine Autopsie zu ermöglichen, und zugleich eine Untersuchung einzuleiten. Weibliche Mitglieder der Regierung und der Familie vom Präsidenten wurden nach der Autopsie—wahrscheinlich mit Geld– zu der Trauerfeier geschickt. In den folgenden Tagen wurde ein Phantombild des Taxifahrers veröffentlicht. Da die Anspannung immer noch im Netz zu spüren war bemühte sich die Regierung die Wogen zu glätten und veröffentlichte den Autopsie-Bericht. Am 9. April dann eine weitere Maßnahme: der Leiter der Notaufnahme Prof. Yavo Tetchi, der Geschäftsführer des CHU Prof. Jean Claude kouassi und die Aufsichtsbeamtin — die am Tag des Geschehens im Dienst war– Yolande Abo wurden entlassen. In ihrer ersten Kommuniqué hatte die Ministerin Goudou zwar die Ärzte in Schutz genommen und erklärt sie hätten alles richtig gemacht, aber angesichts des Grolls in der Bevölkerung wurden sie entlassen in der Hoffnung die Lage zu beruhigen. Allerdings brachte diese Entlassungen wiederum die Ärzte des Krankenhauses auf die Palme. Sie fingen einen Streik an um dagegen zu protestieren. Gleichzeitig erhoben sich in der Bevölkerung Stimmen, die den Rücktritt der Gesundheitsministerin forderten, weil sie das medizinische Personal am Anfang reingewaschen hatte. Die Regierung aber entschied sich für andere Maßnahmen. Die Schließung der Intensivstation des CHU für drei Monate (ab dem 1. Mai) für Renovierungen wurde entschieden. Am 16. April wurde der vermeintliche Taxifahrer festgenommen.
Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt, aber der Tod von Awa Fadiga hat den Fokus auf zwei Sachen gelegt, die die ivorische Gesellschaft schon Lange zermürben: Die Kriminalitätsrate, die so hoch ist, dass man nicht mal in Taxen sicher ist. Hin und wieder überfallen Taxifahrer, allein oder mit Komplizen, ihre Fahrgäste. Die zweite Sache ist das Versagen des medizinischen Systems, das quasi zusammengebrochen ist. Ohne Geld wird keiner mehr im Krankenhaus behandelt. Wer wie Awa Fadiga ohne Familie und Papier ins Krankenhaus landet ist so gut wie zum Tode verurteilt. Keiner wird sich um ihn/sie kümmern so lange die Kasse nicht geklingelt hat. Awa Fadiga war nicht die erste, doch in ihrem Fall hat die ivorische Gesellschaft entsetzt reagiert. Das medizinische Personal hat sich zwar nicht „gemäß den geltenden Normen“ verhalten, dennoch tragen sie nicht die alleinige Schuld. Die Krankenhäuser wurden von den FRCI nach den Kämpfen (2011) geplündert und nie rehabilitiert. Obwohl die Regierung viele Maßnahme angekündigt hat wie die Übernahme der Behandlungskosten – es ist immer bei den Ankündigung geblieben.

Die Lage in den Krankenhäusern – die vorher nicht rosig war – hat sich also mit dem Regierungswechsel, genau wie die Lebensbedingungen der Ivorer, noch verschlechtert.

 

 

 

1- CHU: Centre Hospitalier Universitaire (Universitätsklinik)

In l’éléphant déchaîné¹ gelesen. Mali: General Sanogo bedauert kein Ivorer zu sein

General Sanogo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übersetzung:

Mali: General Sanogo bedauert kein Ivorer zu sein

„Wäre ich Ivorer, würde ich jetzt anstatt im Gefängnis zu sitzen, eine Spezialeinheit leiten…
…Oder ich wäre Präfekt einer Region. Aber ich bin Malier, und in Mali steht kein Krimineller, sei er General über dem Gesetz.“

General Amadou Haya Sanogo war der Putschistenführer im März 2012 in Mali. Er wurde am 27. November  verhaftet. General Sanogo soll nach seiner Machtübernahme Soldaten, die gegen ihn waren, entführt,  gefoltert und getötet haben. L´élephant déchaîné unterstreicht den Unterschied zwischen ihm und den ehemaligen Rebellen in der Elfenbeinküste. Sie wurden im Gegensatz zu ihm alle befördet: Manche zu höheren Dienstgraden, andere leiten Spezialeinheiten oder wurden zu Präfekten — ohne jegliche Ausbildung dafür zu haben — ernannt usw… Unter ihnen sind einige Kriegsverbrecher.

 

 

1- L´éléphant déchaîné ist ein Satireblatt, das zwei mal wöchentlich in der Elfenbeinküste erscheint.

 

Wenn ein Minister seine Ohnmacht gegenüber den FRCI zugibt

Nach und während  der Eroberung von Abidjan durch die FRCI — unterstützt von der UNO und der Force Licorne —  im April 2011, haben viele Menschen ihr Eigentum für immer verloren.

Manche Sachen wurden durch Bomben beschädigt, andere geplündert. Aber ein großer Teil der Sachen wurde von den FRCI  konfisziert. Im Feuer der Gefechte, hatten sie alle Autos beschlagnahmt, die sie in die Finger kriegen konnten. Nach dem Ende der Kämpfe wurden sie den Besitzern aber nicht zurückgegeben. Die schönsten oder die wertvollsten wurden von den ranghohen  FRCI behalten und die wenigen wertvollen den Soldaten überlassen. Aber die Enteignung der Bürger blieb nicht bei den Autos. Häuser und Wohnungen wurden auch beschlagnahmt. Die Eigentümer konnten aus Angst getötet zu werden nichts sagen, also hat sich keiner gewehrt.
Die Häuser der Mitarbeiter Gbagbos oder die von ihm nahestehender Personen, wurden am meisten besetzt oder geplündert. Viele der Eigentümer waren schon geflohen oder hielten sich versteckt. Aber es blieb nicht bei der Besetzung der Häuser von  ehemaligen Regierungsanhängern. Alle Häuser oder andere Besitztümer, die den Siegern gefielen wurden einfach beschlagnahmt oder besetzt.
Für die FRCI war das nichts neues. In dem Teil der Elfenbeinküste, die seit Beginn der Rebellion im September 2002 unter ihrer Kontrolle war, hatten sie das schon praktiziert. Sie hatten – es geht bis heute noch — Häuser der Leute Jahrelang bewohnt ohne einen Cent Miete zu zahlen. Dazu hatten sie die Bevölkerung in ihrem kontrollierten Gebiet ermuntert und die hatten sich Jahre lang, genau wie sie selbst geweigert, Strom- und Wasserrechnungen zu bezahlen.
Nach der Eroberung Abidjan, die das wirtschaftliche Zentrum des Landes ist, haben sie diese Methode wieder angewendet.
Seit mehr als zwei Jahren kämpfen die betroffenen Bürger darum, ihre Häuser wiederzubekommen. Bisher ohne Erfolg. Auch diejenigen, die prozessiert und gewonnen haben,  können nichts tun. Kein Vollstreckungsbeamter traut sich gegen die FRCI vorzugehen. Der Staat auch nicht, obwohl sie einige öffentliche Gebäude und Gelände besetzen.
Vor diesem Hintergrund wurde Paul Koffi Koffi gefragt, was er zu unternehmen dachte, damit die geschädigten Bürger ihr Eigentum zurückerhalten. Paul Koffi Koffi ist der für die Verteidigung beauftragte Minister — das Verteidigungsministerium liegt beim Präsidenten selbst. Am 10. September 2013 war er Gast im nationalen Fernsehen und  stand zur Verfügung, um einige Fragen, die die Sicherheit des Landes betreffen zu beantworten.
Koffi Koffi hat das Durcheinander bei den FRCI zugegeben, wo laut seiner Aussagen ein großes Hierarchie- und Disziplin-Problem herrscht. Obwohl er zuvor die Freigabe der Besitztümer für Juli 2013 angekündigt hatte, war nichts passiert. Er konnte auch kein neues Datum nennen und blieb unklar darüber, was er als Chef der FRCI zu tun gedenke. Er erklärte, dass man sich diplomatisch gegenüber den FRCI verhalten müsse. Er riet den Betroffenen ein Verfahren gegen die „illegalen Bewohner“ einzuleiten, obwohl alle Beteiligten wissen, dass es zu nichts führen wird.

Diese Gesetzlosigkeit, die seit dem Machtwechsel in der Elfenbeinküste herrscht, kommt nur daher, dass sich Alassane Ouattara nicht traut mit den FRCI anzulegen.

Verschwinden bei den Francophonie-Spielen

Das ivorische Sportministerium wird sich an dieses neue Phänomen gewöhnen müssen: das Verschwinden von ivorischen Athleten bei internationalen Wettbewerben in den westlichen Ländern.
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Eigentlich ist das Verschwinden von Athleten, die auf der Suche nach Freiheit oder einer besseren Zukunft sind, nicht neu — man kennt es seit dem kalten Krieg — aber in der Elfenbeinküste schon. Dies ist wieder ein der Zeichen, die die schlechte Lage des Landes beweisen. Den Sportlern geht es so schlecht, dass sie sich lieber aus dem Staub machen, als an Spielen, für die sie oder ihre Mannschaft nominiert sind um ihr Land zu repräsentieren, teilzunehmen.
In der Vergangenheit waren die Elefanten stets in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Elfenbeinküste gehörte nie zu den Ländern (wie z.B. Kamerun oder Kongo), denen  regelmäßig und im großen Stil – manchmal ganze Mannschaften – die Sportler „abhanden kamen“. Die Betreuung der ivorischen Sportler war zwar nicht mit der in den  reichen Ländern zu vergleichen, aber sie waren besser dran als die meisten ihrer Kollegen in den anderen Ländern.
Die Länder die regelmäßig viele Athleten „verlieren“, haben oft Schwierigkeiten Visa für sie zu bekommen. Die Elfenbeinküste gehörte bisher nicht dazu, aber auf Grund der letzten Vorkommnisse wird sie wahrscheinlich auf der Liste dieser Länder erscheinen. Denn es ist nicht das erste Mal. Bei den letzten Olympischen Spielen 2012 in London waren schon ein Trainer und zwei Schwimmer nach ihrer Eliminierung verschwunden. Das hatte die Zeitungen und  Blogs eine Zeit lang beschäftigt. Diesmal bei den Francophonie-Spielen in Nice, ist die Anzahl der „Verschwundenen“ noch gestiegen: sechs Personen fehlten. Manche von ihnen haben sich sogar keine Mühe gegeben um an irgendwelchen Wettkämpfen teilzunehmen, und haben sich kurz nach der Ankunft in Nice aus dem Staub gemacht.
Bei diesen Spielen, die Acht Tage gedauert haben (7-15 September 2013), sind insgesamt mehr als 30 Personen auf der Liste der Vermissten.

Trotz der Abwesenheit drei ihrer Spielkameradinnen – darunter der Kapitän –, die zu den „ Verschwundenen“ gehören, konnte die Basketballmannschaft der Damen siegen. Das war wahrscheinlich die einzige positive Sache bei dem Ganzen .

Chaos anstatt „Demokratie“

Sabri Lamouchi

Fotomontage-Beispiel aus dem Internet. Buchtitel: Wie man aus der Schule Kommen kann und sich beim Praktikum die Taschen mit Millionen voll stopfen kann
Demnächt bei der FIF erhältlich
Vorwort von Sidy Diallo

In der Elfenbeinküste sind sie sich alle einig, viel läuft momentan schief. Sport, Wirtschaft, Gesellschaft, alles ist betroffen.
Die Sicherheit ist das Erste, das unter dem Machtwechsel gelitten hat. Nach seiner Machtergreifung hat Alassane Ouattara die Polizei und die Gendarmerie entwaffnet. Der Grund dafür war, dass sie mit der ivorischen Armee dem vorherigen Präsident Laurent Gbagbo bis zum Letzen treu geblieben waren. Sie hatten Seite an Seite gegen die Forces Nouvelles (neuer Name der Rebellion) und später gegen die FRCI (die Armee von Alassane Ouattara) gekämpft. Die FRCI bestehen hauptsächlich aus den Forces Nouvelles  — also aus den Rebellen – und wurden im März 2011 von ihm per Dekret ins Leben gerufen. Alassane Ouattara hat der Polizei und Gendarmerie diese Treue zu seinem Vorgänger nie verziehen.
Sie waren nach Gbagbos Sturz die ersten, die — neben Gbagbos Mitarbeitern — die Folgen gespürt  haben und die Konseqenzen daraus getragen haben. Ihre Gehälter wurden gekürzt, die Wohnungszuschüsse gestrichen, und vor allem wurden sie entwaffnet und unter die Führung der FRCI gestellt. Da die FRCI aber nicht ausgebildet sind und zum Teil Analphabeten sind, können sie die gut ausgebildeten Polizisten und Gendarmen nicht ersetzen. Die Konsequenz ist, dass sie ihre Macht nur missbrauchen und die Bevölkerung schikanieren und terrorisieren.
Auch wenn die Polizei in der Vergangenheit nicht fehlerlos war, und  beispielweise versucht hat, Autofahrern bei jeder Gelegenheit das Geld aus der Tasche zu ziehen, ist dies bei Weitem kein Vergleich zu den FRCI. Diese sind neben der Schutzgelderpressung, die oft ihre einzige Einnahmequelle ist, auch für ihre Schießwütigkeit bekannt. Die Aktuelle Regierung hat versucht die FRCI — die etliche illegale Straßensperren aufstellen um ans Geld zu kommen — von den Straßen zu vertreiben. Es war nicht möglich, da sie nach einigen Wochen, wieder zu sehen waren. Es geht eigentlich nicht anders, da sie keine andere gesicherte Einkommensquelle haben. Die neue Regierung der Elfenbeinküste hat sie nicht entschädigt, obwohl sie alles liegen gelassen haben um sich in die Rebellion zu verpflichten. Nach dem Machtwechsel sollte jeder fünf Millionen CFA Francs (ein bisschen mehr als 7600Euro) erhalten oder von der Armee übernommen werden. Aber da dieses Geld nie ankam, bedienen sie sich bei der Bevölkerung, vor den Augen einer Regierung, die machtlos ist. Denn die FRCI stellen auch für sie, eine Gefahr dar. Falls man versuchen sollte sie mit Gewalt aus dem Verkehr zu ziehen, könnten sie sich gegen die Regierung wenden — Sie haben schon ein paarmal ihren Unmut durch Schießereien bekannt gegeben. Also muss die Bevölkerung das Ganze ausbaden.
Auf dem sportlichen Niveau ist es nicht besser. Zahoui François, der ehemalige Trainer der Fußball-Nationalmannschafft, der die Elefanten bis zum Finale des Afrika Cup 2012 geführt hatte, wurde ohne Erklärung und logische Gründe durch Sabri Lamouchi einem Unbekannten auf der internationalen Ebene ersetzt. Lamouchi war noch nie Trainer und kommt direkt von der Trainer-Schule. Er hatte gerade 8 Tage sein Trainer-Diplom in der Tasche als er unter Vertrag  bei der FIF (Ivorischer Fußball Verband) — durch den  Vorsitzender Sidy Diallo — genommen wurde. Zahoui der vorherige Trainer wurde ohne Vorwarnung ausgebootet. Da die Ivorer keine Macht darüber haben machen sie sich nur darüber lustig.
Auf der wirtschaftlichen Ebene wird ein Wirtschaftswachstum von der Regierung laut angekündigt, aber was zu beobachten ist, dass die Regierung große Mühe hat die Gehälter der Beamten zu zahlen. Ende Juli wurde nur ein Teil dieser Gehälter pünktlich überwiesen. Auch die Hoffnung, dass neue Investoren das Land für sich entdecken könnten, hat sich nicht realisiert. Aber angesichts der unsicheren Lage im Land, war es nicht anders zu erwarten. Es sind kaum neue Investoren dazu gekommen. Einige haben sogar den Standort gewechselt, und haben sich in anderen Ländern wie Ghana oder Sénégal niedergelassen, da die Elfenbeinküste ihnen zu unsicher war.
Die Elfenbeinküste erlebt wegen diesem Chaos,  sogar für das Land eine neue Art von Verbrechen wie die Piraterie. Mehrere Schiffe wurden schon vor der Küste des Lands entführt.

Die Regierung versucht ihr Bestes, aber leider ist ein Ende dieses Chaos nicht in Sicht, da einem Teil dieser Regierung das Wissen einfach fehlt. Sie wurden wegen ihrer Treue zu Alassane Ouattara in die Regierung berufen, ohne die Kompetenz dafür zu haben.

 

 

 

FIF: Fédération Ivoirienne de Football

Trauer um Hugo Chavez

Im Gegensatz zu Europa — und den westlichen Ländern allgemein– wo er kein gutes Ansehen hatte, war Hugo Chavez, auf dem afrikanischen Kontinent von der Bevölkerung der verschiedenen Länder meist beliebt und bewundert.
Die Art wie Chavez den Stärksten dieser Welt — und besonders die USA– die Stirn bot, und sich nicht biegen ließ, hatte diese Beliebtheit hervorgerufen.
Viele afrikanische Länder haben am eigenen Leib erlebt, was Chavez 2002 widerfahren war, nämlich ein von Ausland (hier die USA und Spanien) gelenkten und eingefädelten Putschversuch. Es war also nicht verwunderlich, dass viele diese Völker sich mit ihm identifizierten. Die USA hatten in Venezuela dieselbe Methode benutzt, die sie, genau wie die ehemaligen Kolonialmächte, in den afrikanischen Ländern benutzen, um die einen von ihnen unbeliebten Herrscher los zu werden. Leider für sie, hatte damals das venezolanische Volk für Chavez Partei ergriffen, für ihn gekämpft und die Putschisten trotz aller Unterstützung verjagt. Einige dieser Putschisten haben „zufälligerweise“ später Zuflucht in die USA gefunden.
In den meisten europäischen Ländern wurde nur das Negative über Chavez berichtet. Seine Erfolge – z.B. die  Halbierung der Armut, das Verschwinden des Analphabetismus, die Verkleinerung der Kluft zwischen Armen und Reichen usw – wurden verschwiegen oder kaum erwähnt. Die meisten Berichte handelten von seiner Putschist-Vergangenheit, seinem „Populismus“, den verbalen Attacken gegen die USA und andere Länder usw, sodass jemand der sich nicht explizit für ihn interessierte, selten oder kaum etwas Positives über ihn gefunden hätte. Nicht so in den verschiedenen afrikanischen Zeitungen, auch wenn sie meist von der Opposition stammten. Die Bewunderung für Chavez war grenzübergreifend, da er sich die Unabhängigkeit von den USA erkämpft hatte. Vor Chavez dienten Venezuelas führende Politiker (eine Oligarchie), eher die USA und  hielten die Bevölkerung von einem Land mit solch einem riesigen Ölreichtum in Armut. Erst die Umverteilung der Öleinnahme durch Chavez hat den Armen der Armen neue Perspektiven gegeben. Zwar waren nicht alle Taten Chavez  perfekt, und ein Teil seiner Gefolgschaft war korrupt, aber dennoch überwiegt das Positive.
Seine Verteufelung ist eigentlich aus der „Angst“ der mächtigen Länder dieser Welt, die das Sagen haben entsprungen. Chavez hatte sich vom Kapitalismus los gesagt und ihn in seinem Land abgeschafft. Bei seiner Machtübernahme war Venezuela überschuldet. Nachdem er alle Schulden zurückgezahlt hatte, hatte er die Tür des IWF(1) „zugeknallt“. Dies war ihm nur durch die Verstaatlichung des Ölsektors gelungen. Ein zu offensichtlicher Erfolg Venezuelas oder ein zu positives Ansehen Chavez hätte Nachahmer nach sich gebracht, und das musste mit aller Macht verhindert werden. Aus diesem Grund war diese Anfeindung nicht verwunderlich.
Die Situation Venezuela  vor Chavez ist die von vielen Ländern des Afrikanischen Kontinents in der Gegenwart: Reiche Länder, arme Bevölkerung und eine Oligarchie unter der Kontrolle der führenden Länder dieser Welt oder von mächtigen Konzernen. Chavez hatte das erkannt und versuchte diese Länder als Verbündete zu gewinnen und zu ermutigen aus der Situation raus zu gehen. Ende Februar während des Afrika-Südamerika-Gipfels in Malabo(2)( 20-23.02.2013) hatte er einen Brief an „Afrika“ geschrieben, der in etlichen Zeitungen und in mehreren Sprachen zu lesen war.
Die letzten Tage — nach seinem Tod — sind die Homepages und Blogs von Menschen aus den verschiedenen Ländern aus Afrika voll von Würdigungen Hugo Chavez. Die Meistens bedauern seinen Tod. Das scheint nicht der Fall auf dem europäischen Kontinent zu sein. Man ist vermutlich erleichtert den zu lauten und „unliebsamen“ Chavez „los“ geworden zu sein und  hofft wahrscheinlich einen weniger unbeugsamer Mann oder Frau als nächsten Präsidenten Venezuelas zu haben. Aber eine Sache muss man trotzdem am Ende sagen: wenn auch Chavez kein Engel war, war er auch nicht der Satan wofür man ihn in den westlichen Ländern ausgeben wollte.

(1) IWF: Der Internationale Währungsfonds

(2) Malabo ist die Hauptstadt von Äquatorialguinea

Vorlesung unter freiem Himmel

Studenten während einer Vorlesung an der Universität F. Houphouet Boigny in Abidjan

Studenten während einer Vorlesung an der Universität F. Houphouet Boigny in Abidjan

Seit dem Machtwechsel in der Elfenbeinküste wusste ich, dass es meinem Land schlecht ging, aber diese Bilder von Studenten unter freiem Himmel haben mich wirklich getroffen.

Die Liste der Verbrechen der „demokratischen“ Regierung in Abidjan ist lang, aber das man nicht nur das Geld veruntreut, sondern die Situation der Studenten verschlimmert hat, macht mich traurig und ohnmächtig. In April 2011, sofort nach dem Machtwechsel, wurden die Universitäten geschlossen. Der Vorwand war schnell gefunden: man wollte sie renovieren. Alte Gebäude instandsetzen und neue bauen. In Wirklichkeit wollte man die Studenten los werden. Die Studierendenschaft in der Elfenbeinküste besitzt eine Macht wie keine andere Gruppe oder Gewerkschaft und die Studenten sind in der Mehrheit immer Gbagbos Anhänger gewesen (auch bevor er an die Macht kam). Also, wollte die Regierung von Alassane Ouattara sich nicht so früh nach der Machtergreifung mit ihnen anlegen. Alle Regierungen, die sich mit ihnen  angelegt haben, hatten es nicht leicht.
Das wusste auch der damalige Premierminister Soro Guillaume, der selbst Leiter der FESCI (1) — der bedeutendeste Studentische Verband der Elfenbeinküste — war. Also wurden die Studenten nach Hause geschickt, Wohnheime und Hörsäle geschlossen. Es wurde angekündigt, dass 60 Milliarden CFA Francs (ungefähr 92 Millionen Euro) für die Renovierung der Uni zur Vefügung gestellt worden wären. Dann wurden die Gebäude, die von der vorherigen Regierung angefangen waren, fertig gebaut und die anderen gestrichen, sonst nichts!!  Noch dazu,  wurde ein Zaun um die Universität in Abidjan gebaut. Mehr als einundhalb Jahre blieben die Studenten zu Hause, während einige ihre Wohnheime von der FRCI bewohnt, und die anderen von ihnen geplündert wurden. Die besagte Instandsetzung fand nur schleppend, und an manchen Stellen gar nicht statt. Inszwischen wurde die Summen  auf 175 Milliards CFA Francs (mehr als 267 Millionen Euro) erhöht.
Am 3. September 2012 wurde dann die Uni mit Pauken und Trompeten offizielle wiedereröffnet und umbennannt. Aber es passierte zuerst nichts, da nichts fertig geworden war. Seit einigen Wochen haben dann die Vorlesungen wirklich angefangen, aber unter welchen Bedingungen!!! Einige Vorlesungen müssen draußen statt finden. An manchen Stellen haben die Studenten keine Toiletten, und Mann und Frau müssen sich im Gebüsch erleichtern.
Die Eltern, die genug Geld haben, haben ihre Kinder schon längst ins Ausland geschickt. Meistens  kommen Europa oder Amerika in Frage, für diejenigen, die es sich leisten können,  sonst sind sie in den benachbarten Länder wie Ghana gegangen.
Obwohl die Anmelde-gebühren verfünfacht worden sind, haben die Studenten, die geblieben sind, kaum Hörsäle, keine Wohnheime und Mensen zur Verfügung. Dazu Kommt das mehrere Jahrgänge — wegen der Schließung der Uni — sich die Hörsäle teilen müssen.

Ich frage mich was aus dieser Jugend wird, und sie tun mir wirklich leid.

(1) Fédération scolaire et estudiantine de Côte d´Ivoire

„La mort subite“ oder der plötzliche Tod

Als ich ich die Elfenbeinküste vor mehr als einem Jahrzehnt verließ, kannte ich diesen Begriff (im  Zusammenhang mit dem Essen) nicht. La mort subite, also der „plötzliche Tod“ ist die Bezeichnung, die die Ivorer einer einzigen Mahlzeit am Tag geben (ohne Möglichkeit eine andere zu sich zu nehmen).

Die Ivorer haben sich angewöhnt sehr ernsten Themen den Stachel weg zu nehmen, indem sie sie zu Witz machen. Z.B AIDS im Französischen SIDA, wurde damals sofort in „Syndrome Inventé pour Décourager les Amoureux“ umbenannt: d.h. erfundene Syndrome um die Liebenden abzuschrecken. Die Bezeichnung „La mort subite“ geht in derselben Richtung. Leider ist die „mort subite“ fast alltäglich geworden. Viele schätzen sich sogar glücklich einmal am Tag  essen zu können.

Zahlreiche Menschen haben ihre Lebensgrundlagen durch Krieg und Regierungswechsel verloren, und damit ist die  Kaufkraft der Ivorer den Bach runter gegangen. Viele, die eine Arbeit hatten, haben sie nicht mehr.  Andere mussten in ihrer Flucht vor den Kämpfen alles hinter sich lassen, um überhaupt am Leben zu bleiben. Man konnte meinen, dass die Leute, die geflohen sind, jetzt  zurückgehen könnten, da die Kämpfe aufgehört haben, aber ihr Grund und Boden ist meistens von den Siegern besetzt worden. So haben sich die Menschen auf der Suche nach Sicherheit in den Städten, (vor allem in Abidjan) versammelt. Da sie kein Einkommen mehr haben macht ihnen das Leben nicht einfach, weil es etwas wie Harzt IV in der Elfenbeinküste nicht gibt. Familien, Freunde und Bekannte können vielleicht helfen solange sie nicht in derselben Lage sind, aber das ist alles. Der Staat fühlt sich nicht für sie verantwortlich. Die Lebensmittelspreise gehen sogar jeden Tag in die Höhe, so dass immer mehr Leute von diesem „plötzlichen Tod“ betroffen sind. In der Vergangenheit gab es mit Sicherheit Menschen, die nicht genug zu essen hatten, und deshalb gezwungen waren einmal  am Tag zu essen, aber es war nicht verbreitet, und ich persönlich kannte niemanden. Jetzt gibt es so viele wie nie zuvor und ich fürchte es wird immer mehr geben.
Jetzt sprechen die Ivorer nicht mehr von dem Warenkorb (le panier de la ménagère). In der Elfenbeinküste haben die Menschen diesen ökonomischen Begriff auch umgeändert. Sie sprachen, als die Hausfrau sich kaum was auf dem Markt kaufen konnte von den Tütchen (le sachet de la ménagère) anstatt vom Warenkorb, und da die Preise noch in die Höhe geschossen sind reden sie jetzt von löchrigen Tütchen (le sachet troué).

Wenn das Tütchen noch kaum Lebensmittel beinhalten konnte, was kann eines mit einem Loch oder sogar mit Löchern?

(Frohes) neues Jahr?

5 Januar 2013

Ein neues Jahr ist eigentlich Grund zur Freude. Das scheint nicht der Fall in der Elfenbeinküste zu sein, da das Jahr mit schlimmen Ereignissen angefangen hat.
Alles fing in der Silvesternacht an, wo mehrere dutzend Menschen, die sich an einem Feuerwerk erfreuen wollten, ihr Leben verloren haben. Offiziell sind es 63 Opfer. Andere  Quellen sprechen von 150 bis 200 Toten. Die richtige Zahl der Opfer liegt warscheinlich dazwischen, da die einen (die Regierung) die Zahlen so niedrig wie möglich halten wollen und die anderen (die Opposisitionellen Zeitungen) sie zu übertreiben versuchen. Leider….
Zwei Blogger: Diaby Mohamehd und Cyriac Gbogou, die Klarheit in der Sache bringen wollten, und die Bevölkerung nach diesem Drama via Twitter Zeitnah informiert hatten, wurden am Freitag 4. Januar in der Früh deswegen festgenommen. Sie wurden einige Stunden in Gewahrsam genommen und verhört, bevor man sie am Ende des Vormittags frei ließ. Ihr Verbrechen? Sie wollten die Anzahl der Opfer zahlenmässig erfassen! Gbogou und Diaby waren mit anderen Bloggern am 1. Januar zu der Leichenhalle von Treichville gefahren, wo sie mit Hilfe von Angehörigen eine Liste der Vermissten und Toten gefertigt hatten. So konnten sie 93 Tote namenlich identifizieren und diese Liste veröffentlichen. Aus diesem Grund wurden Diaby Mohamehd und Cyriac Gbogou für einige Stunden in Gewahrsam genommen und verhört. Der Innenminister Hamed Bakayoko warf  ihnen eine „Interferenz in dem Funktionieren der Behörde und in der Information“ (1) vor. Keiner hatte eine Anklage die so lautet zuvor gehört

Das Traurige an diesem Drama ist, dass warscheinlich keiner zur Verantwortung gezogen wird. Natürlich ist Seitens der Regierung eine Untersuchung angeordnet worden, aber sie wird wie für die anderen Dramen (z.B. von Nahibly) mit großer Warscheinlichkeit ohne Ergebnis bleiben.
Das Jahr 2013 hat auf schreckliche Weise angefangen und es scheint keine Ende zu nehmen, da die schlimmen Ereignisse sich einander zu folgen scheinen.
Am zweiten Januar kenterte eine Pirogue mit 5 Passagieren an Bord. Kein Überlebender konnte gefunden werden. Am selben Tag gab es zwei schwere Autounfälle in Abidjan und in Dimbokro (10 Tote). Diese Liste unschöner Ereignisse hatte mit einer Brandkatastrophe am 31 Dezember 2012, wo 27 Häuser verbrannt waren, angefangen. Dadurch wurden 150 Menschen in die Obdachlosigkeit gestürzt.

Viele Menschen in der Elfenbeinküste haben im Moment wenige Gründe zur Freude, da sie nicht viel zu feiern haben.

 

(1) Diese Anklage wurde von diesem Minister erfunden

Machtmissbrauch und sinnlose Gewalt

Jean-Fabrice Koné Dossongui und seine Frau Amenan N´guessan in dem Wottro

Noch vor einigen Tagen war Jean-Fabrice Koné Dossongui für die Ivorer komplett unbekannt. Leider hat sich das für ihn auf dramatische Weise geändert.
Jean Fabrice hat vor einigen Wochen (14. Juli) geheiratet. Da das Auto, das ein Freund ihm und seiner Frau Amenan Nguessan zur Verfügung zu stellen versprochen hatte  nie kam, entschied seine Frau, dass sie mit einer „Wottro“ fahren sollten. Wottros sind Holzkarren, die eigentlich benutzt werden, um Sachen zum Markt zu transportieren (meist Obst und Gemüse). Sie werden durch menschliche Kraft geschoben.
Alain Toussaint ein ehemaliger Berater von Laurent Gbagbo, bekam das Bild durch einen Freund zu sehen und fand es „rührend, außergewöhnlich“ und total originell. Er richtete also einen Appel, an die Facebooknutzer. Er wollte das Paar kennenlernen und ihnen ein kleines Geschenk zukommen lassen.
Er fand es tatsächlich und kündigte das über Facebook an. Er erzählte, dass er es geschafft hatte mit dem Paar in Kontakt zu treten. Jean-Fabrice Dossongui hätte sich gefreut, dass er ihn anruft, weil er und seine Frau davor das Gespött, der Leute gewesen wären.
Aber mit diesem Facebook-Eintrag fing der Ärger für Jean-Fabrice an. Nachdem er von einem Internetcafé-Betreiber denunziert worden war, wurde Jean-Fabrice am 11. August gegen 8 Uhr von zwei Männern aufgesucht, die ihn über sein Leben, seinen Kontakt zu Alain Toussaint, zu Gbagbos Milizen usw. befragten. Er befand sich zu dieser Zeit in Yamoussokro, wo er Ferienkurse unterrichtete. Er versuchte ihnen klar zu machen, dass er gerade erst Alain Toussaint über Facebook kennengelernt hatte, aber sie wollten davon nichts wissen. Sie versuchten ihn mitzunehmen, aber da die andere Bewohner sich dagegen stellten, ließen sie davon ab, konfiszierten aber sein Handy. Nach diesem unerfreulichen Besuch, überkam Jean-Fabrice die Angst. Um sein Leben fürchtend, entschied er sich am selben Tag zu seiner Familie nach Gagnoa zurückzukehren und verlies Yamoussoukro. Eine Woche später, am Freitag den 17. August tauchten dieselben Männer gegen 22 Uhr in Gagnoa auf. Sie waren in Begleitung des Freundes von Jean-Fabrice (ein Lehrer), der ihn in Yamoussoukro während seines Aufenthaltes untergebracht hatte. Die Männer, die bewaffnet waren, nahmen Jean-Fabrice mit. Um das Leben von Jean Fabrice besorgt, und da er sich verantwortlich fühlte kündigte Alain Toussaint dies über Facebook an. Die Männer, die ihn mitgenommen hatten, hatten sich als Mitglieder der republikanischen Garde (Garde Républicaine) ausgegeben, und ihn nach Yamoussoukro mitgenommen, wo seine Frau und einige Familienmitglieder mittlerweile eingetroffen waren.
Am 19. verkündete Alain Toussaint das über Facebook und dass er Kontakt zum UNO-Repräsentanten in der Elfenbeinküste (ONUCI) aufgenommen hatte, um ihm Jean-Fabrice Fall zu schildern.
Am Montag den 20. August, wurde Jean-Fabrice, in den frühen Morgenstunden von Dorfbewohnern in der Nähe der Militärschule von Zambakro gefunden. Er befand sich in einem schlimmen Zustand und war offensichtlich gefoltert worden. Sein rechter Oberschenkel war gebrochen, ein Auge war in Mitleidenschaft gezogen und er trug überall Verletzungen: auf dem Rücken, auf den Rippen, im Genitalbereich. Sie stammten von Gewehrkolben, Armeestiefel und Holzstück mit denen seine Entführer ihn misshandelt hatten.
Wäre nicht die UNO-Polizei (UNPOL) gewesen, die nach ihm gesucht hatte – sobald sie am Sonntag 19.August –informiert worden waren, und die Mobilisierung der Facebook-Gemeinschaft, wäre es um ihn noch schlimmer gegangen.
Jean-Fabrice ist nur ein Beispiel, was in der Elfenbeinküste im Moment vorgeht. Wer weiß was aus ihm geworden wäre, wenn die Facebook Gemeinschaft sich nicht für ihn so stark eingesetzt hätte? Er wäre mit großer Wahrscheinlichkeit gefoltert und ermordet worden. So ist zur Zeit das Leben in dieser „demokratischen“ Elfenbeinküste von Alassane Ouattara.